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Channel: Architektur - zonebattler's homezone 2.1
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Bildungsbürgers Schlaraffenland

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Gestern haben wir die Nürnberger Stadtbibliothek am Gewerbemuseumsplatz für uns entdeckt. Nach einem hochsaisonal bedingten, arg arbeitsreichen Vormittag in seinem Büro am Bahnhofsplatz tappte der biedere Bahn-Beamte zonebattler in Begleitung seiner besseren Hälfte die paar hundert Meter rüber in den vor nicht allzulanger Zeit neu eröffneten Bildungstempel neben dem »Cinecitta« und war vom Fleck weg begeistert von der dort gebotenen Hülle und Fülle, von der Opu­lenz der Ausstattung und der architektonischen Üppigkeit ganz zu schweigen. Jeder Vergleich mit Fürther Verhältnissen verbietet sich da schon aus Pietätsgründen…

Stunden später torkelten wir freudetrunken aus der medialen Schatzkammer, und der zonebattler hat sich fest vorgenommen, ab sofort einmal die Woche nach Feier­abend zwei weitere Stunden guckend, lesend und hörend in der Noris zu verbringen, bevor er heim ins Kleeblatt-Reich fährt. So sehr ich Fürth liebe, beim Bildungshunger hört die Freundschaft auf!


Kantenhocker

Tempelblick

Geschmacksgrenze

Bonjour tristesse (56)

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Pflanzentrog vor plattenverkleideter Hausfassade (Markt Erlbach)
 
Pflanzentrog vor plattenverkleideter Hausfassade (Markt Erlbach)
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Mind the gap!

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Mit dieser in der Londoner U-Bahn immer wieder und allerorten zu hörenden Durch­sage soll die Aufmerksamkeit der Reisenden auf den latent lebensgefährlichen Spalt zwischen Zug und Bahnsteig gelenkt werden. Die Gedanken des zonebattler’s indes wurden damit noch auf eine klaffende Lücke zeitlicher Art gerichtet: Vor etwa 25 Jahren war er zum letzten Mal in der Hauptstadt des Britischen Empires, und während die Erinnerung an damals nur noch bruchstückhaft in seinen Synapsen flackert, hat er diesmal mit wachen Sinnen genossen, in sein Hirn gebrannt und auf seinen Speicher­chip abgelichtet, was die Stadt, das Wetter und die zahllosen Kulturtempel hergaben:

Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London
 
Impressionen aus London

Das Wetter prächtig, die Museen mächtig: Was wollte man mehr? Für den trunkenen zonebattler steht fest: Bis zum nächsten London-Trip läßt er kein Vierteljahrhundert mehr verstreichen!

Monte Christo

1000 Gründe, Fürth zu lieben (77)

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senkrechte Grünanlage an der Ecke Marienstraße/Theaterstraße
 
senkrechte Grünanlage an der Ecke Marienstraße/Theaterstraße
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Die Überraschungsinsel (2)

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Anfangs zog es uns gar nicht groß von dannen, zu interessant war es ja schon vor der eigenen Tür: Die ersten Urlaubstage verbrachten wir tatsächlich in und um Port de Sóller herum und waren dabei nur zu Fuß unterwegs. Ein schönes Wanderziel gab der bereits im ersten Teil erwähnte Wehr- und Wachturm Torre Picada ab, der sich trutzig über Bucht und Hafen erhebt. Leider ist er ebenso strategisch gut plaziert wie mittlerweile in Privatbesitz und daher fest verschlossen, der Besucher kann also nur sehnsuchts­voll an seinen dicken Mauern emporblicken und muß auf die oben zweifels­frei vorhandene, fantastische Rundumsicht leider verzichten…

Die Torre Picada von unten betrachtet

Na gut, unverstellten Fernblick auf das Meer wird man wohl anderswo schon noch öfters geboten kriegen, dachten wir uns und wandten den Blich daher wieder zu Boden. Und siehe da, auch im dichten Gestrüpp gibt es Lohnendes zu sehen. Zum Exempel diese mallorquinische Ziege mit ihren merkwürdigen, äh, zitzenartigen »Schniepfeln« am Halse, deren evolutionären Sinn und Zweck näher auszuführen ich zuständigerhalber den eventuell hier mitlesenden Biologen überlasse:

mallorquinische Ziege in freier Wildbahn

Ob die in der lieblichen Landschaft herumstrolchenden Ziegen samt Familie nun wilde Exemplare oder domestizierte solche waren, ist schwer zu sagen. Jedenfalls beweg­ten sie sich ungerührt und fröhlich – vorne kauend, hinten kackend – über die Insel, des Menschen Nähe nicht unbedingt suchend, aber auch nicht wirklich vermeidend.

Weiteres felltragendes Getier werden wir später noch zu sehen kriegen. Einstweilen tappen wir mal den Berg hinunter und sehen uns eine typische kleine Bucht an der westlichen Küste Mallorcas an. Wie man sieht, tummeln sich dort mangels breiter Sand­strände keine Touristenmassen, sondern allenfalls ein paar einzelne Wanderer:

Bucht bei Llucalcari

Kennt man eine, kennt man alle: Ein paar blechbedachte Hütten hier, ein befestigter Slipway ins Wasser da, diverse Fischerboote in verschiedenen Stadien des Verfalls daneben, so schauen die meisten der kleinen, landschaftlich herrlich gelegenen Meeres­zugänge aus. Mitunter räkeln sich dort auch heimische Meerjungfrauen:

junge Frauen bei maritimen Zeitvertreib

Der Berichterstatter gesteht freimütig, den Entstehungsort seiner geogetaggten Fotos von Bucht nebst Nixen soeben nochmals per Google Earth »angeflogen« zu haben, um die gezeigte Bucht bei Llucalcari (einem Ortsteil von Deià) korrekt ver­or­ten und benennen zu können: Im Nachhinein vermengen sich die ähnlichen Loka­li­tä­ten in des zonebattler’s Synapsen­gespinst ohnehin zu einem einzigen, idealtypischen Ort des sanft-salzigen Säuselns…

Springen wir nun aber wieder zurück in den »Heimathafen« Port de Sóller, an dessen Gestaden eher die deutlich jüngeren (oder erheblich älteren) Mädels an­zu­tref­fen sind, erstere mit noch spürbarer Lust an bewegungsreichem Sport & Spiel:

Kinder beim Sprung von der Promenadenmauer auf den Strand

Des Autors Abendsport bestand im Wesentlichen darin, zum Einfangen solcher Szenen seine Kamera in Richtung Motiv zu halten und abzudrücken. Dies allerdings ohne schlechtes Gewissen, denn sein Tagespensum an kalorienverzehrender Bewegung hatte er in Form ausgedehnter Tageswanderungen dann ja meist schon erbracht. Und als Stadtbewohner kann er sich in den Ferien eh nix Netteres vorstellen, als abends träge auf einer Bank an der Uferpromenade dem Sonnenuntergang ent­ge­gen­zu­dösen (und allenfalls hier und da mal den Verschluß seiner Knipse auszulösen)…

Für seine nach bunten Bildern lechzende Leserschaft rafft sich der zonebattler aber nochmals auf und schlendert in den Hafen rüber, wo man nach farbenfrohen Genre-Motiven nie lange suchen muß:

Fischernetz samt Zubehör in Port de Sóller

Ein, zwei mittlelgroße Fischtrawler scheinen in Port de Sóller stationiert zu sein, das Gros der an der Mole angebundenen kleineren Schiffchen dient heutzutage wohl über­wiegend Freizeitzwecken oder allenfalls der Versorgung der eigenen Familie mit frischen Fischen, Krabben oder anderen verzehrbaren Wasserbewohnern. Seite an Seite dümpeln sie da im Abendlicht friedlich dem nächsten Tag entgegen:

Abendstimmung im Hafen

Schaut man genauer hin, so fällt einem auf, daß recht viele Boote – insbesondere die reinen Hobbykähne – kaum mehr benutzt und gepflegt zu werden scheinen. Ein Auto kann man in die Garage stellen; ein Boot am Landungssteg mag noch so schön und teuer gewesen sein, Sonne, Salz und Feuchtigkeit befördern unerbittlich die schnell voranschreitende Korrosion. Wer seine Jolle nicht beständig pflegt oder instandhalten läßt, dem gammelt sie schneller unter dem Hintern weg, als einem lieb sein kann. Die laufenden Unterhaltungskosten scheinen längst nicht alle bedacht zu haben, die sich »mal eben« ein kostspieliges Statussymbol ins Wasser gesetzt haben…

Schiffe sind dem wankel(un)mütigen Berichterstatter aber ohnehin eher suspekt, zu­mal die kleinen solchen, bei deren Geschaukele sein Verdauungstrakt verdrießlicher­wei­se schnell auf Schubumkehr schalten kann. Daher wendet er sich wieder dem Land­verkehr zu, namentlich dem spurgebundenem. Hier schnurrt einer der letzten Tram­bahnzüge des Tages bei tiefstehender Abendsonne in Richtung Sóller davon:

Straßenbahn an der Uferpromenade von Port de Sóller

Wiewohl der Endesunterfertigte im Zivilberuf stolzer Eisenbahner ist, so sind ihm doch – im Gegen­satz zu seinen ferrophilen Kollegen – Schienen­fahrzeuge im Privat­leben weit­gehend schnuppe. Aber diese hölzernen Bimmelbähnlein [1] – ein Teil des betagten Fuhrparks stammt übrigens von der berühmten Lissabonner Straßenbahn – haben doch was Putziges und rühren sein seit jeher sentimentales Herz…

Und damit genug für heute: In der nächsten Folge machen wir uns auf in die Berge und kommen danach auch ins nahe Städtchen Sóller, wo sich eine jener über­ra­schen­den Begegnungen zutrug, die dieser kleinen Reise-Reprise ihren Namen gegeben haben. Bis dahin!

 
[1] Recht eigentlich müßte es Tutebähnlein heißen, denn die Triebwagenführer ver­treiben lebende Fahrthindernisse nicht mit Glocken- oder Schellen-Einsatz, sondern vermittels preßluftgetriebener Hupen von tiefer Tonlage. Was die goldigen Vehikel noch putziger macht!

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Baumsterben

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Grundstück Ecke Amalienstraße/Karlstraße (ehemals 'Fürther Trottoir-Reinigungs-Institut')
 
05.04.2014, 11:04 Uhr
Grundstück Ecke Amalienstraße/Karlstraße (ehemals 'Fürther Trottoir-Reinigungs-Institut')
 
13.04.2014, 13:29 Uhr
Grundstück Ecke Amalienstraße/Karlstraße (ehemals 'Fürther Trottoir-Reinigungs-Institut')
 
20.08.2014, 16:48 Uhr
Kahlschlag Ecke Amalienstraße/Karlstraße (ehemals »Fürther Trottoir-Rei­ni­gungs-Institut«) zugunsten einer neuzubauenden Altenbewahranstalt

Bonjour tristesse (57)

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aufgelassener Lotto-Laden (Nürnberg, Allersberger Straße)
 
aufgelassener Lotto-Laden (Nürnberg, Allersberger Straße)
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Austragsstüberl

Bonjour, Paris!

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Letztes Jahr an der Themse, heuer an der Seine: Der zonebattler hat Gefallen daran gefunden, die erste Märzwoche in einer europäischen Metropole außerhalb des ei­ge­nen Landes zu verbringen. Zusammen mit seiner besseren Hälfte und einer lieben Freun­din bereiste er in den letzten Tagen selbdritt die Hauptstadt Frankreichs und hat (außer kiloweise Käse) von der Tour ein paar bunte Bilder mitgebracht:

Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris
 
Impressionen aus Paris

Den ursprünglich angedachten Vergleich zwischen London und Paris verkneife ich mir, zu unterschiedlich sind die Städte und die Mentalitäten ihrer Bewohner, zu wenig ver­gleich­bar waren aber auch unsere jeweiligen Unternehmungen: Während wir vor Jah­res­frist erheblich öfter (und länger) in Kunstmuseen herumlungerten, strolchten wir dies­mal fünf Tage lang überwiegend durch die Straßen, über die Plätze und durch das pralle Leben. Das Hotelzimmer ruhig, das Frühstück üppig, das Wetter früh­lings­haft und keinerlei Verpflichtungen im Nacken: Besser kann man’s doch gar nicht haben!

Die Lärminsel (1)

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Ein neuer Frühling, eine neue Insel: Nachdem der zonebattler und seine bessere Hälfte in den letzten Jahren schon allerlei Eilande bereist haben (namentlich La Palma, Malta samt Gozo sowie Mallorca), ward heuer wieder einmal eine Kana­ren­insel zum Ziel auserkoren: Teneriffa sollte es sein und damit eine Destination, welche man von der weiland Freien und Reichsstadt Nürnberg aus noch ohne lästiges und zeitraubendes Um­stei­gen erfliegen kann. Man wird ja bequem im Alter…

Der Ferienbomber startete nicht wie geplant und gebucht um 6:00 Uhr in der Früh‘, son­dern hob schon des Nachts um 3:40 Uhr in Frankens Metropole ab. Immerhin konn­ten wir dank dieser Terminverschiebung die letzte U-Bahn des Vortages nehmen und mußten für den Transfer zum Flughafen weder auf Nachbarschaftshilfe noch auf ein Taxi zurückgreifen. Von daher hatte die kurze (und weitgehend schlaflose Nacht) auch ihr Gutes.

Nach knapp fünfstündigem Flug (mit kostenpflichtiger Verpflegung, dafür aber mit Gratis-Bazillen-Beaufschlagung durch Hundertschaften hustender Mitreisender) lan­de­ten wir auf dem internationalen Flughafen im heißen Süden Teneriffas. Ein Großteil der einschwärmenden Touristen bleibt dann auch dort in der Gegend, wird für die Dau­er des Ur­lau­bes in zu diesem Zwecke gebauten Großanlagen verstaut, mit Sonne und Mahl­zei­ten all inclusive versorgt und ver­stellt den an Land und Leuten inter­es­sier­ten Reisenden nicht den Ausblick auf das Wesentliche. Wir indes wurden mit einer Handvoll anderer Neuankömmlinge per Klein­bus in den Norden gefahren, zu unserer temporären Heim­statt in Puerto de la Cruz. Bevor wir aber in die Details einsteigen, sei zunächst – wie immer bei des zonebattler’s Reiseberichten – ein Luftbild von Google Earth mit den eingearbeiteten GPS-Tracks der während des Aufenthaltes zurück­ge­leg­ten Wege eingebaut und vorgezeigt (Puerto de la Cruz liegt oberhalb der Beschriftung »La Orotava« direkt an der Küste):

Zugegeben, aus großer Höhe betrachtet schaut das nach nicht sonderlich viel aus für zwei Wochen des Wandelns und Wanderns. Es geht aber erstens recht gebirgig zu auf Vulkaninseln und zweitens sieht man die ganzen kleinräumigen Mäandrierungen der schweißtreibend zurückgelegten (Höhen-)Meter erst beim Hineinzoomen. Drittens mußten wir leider auch ein paar Tage krankheitshalber pausieren. Dazu später mehr.

Nach einer guten Stunde Kleinbusfahrt kamen wir – immer noch recht früh am Tage – in Puerto an und bezogen Quartier im Hotel »Monopol«, über das ich mich hier und heute lobend auslassen möchte. [1] Da das uns zugedachte Zimmer zur vor­mit­täg­li­chen Stunde noch nicht wieder bezugsfertig gemacht worden war, lud uns der am Empfangstresen persönlich präsente Chef umstandslos zum Frühstück ein (»Sie haben doch heute bestimmt noch nichts gegessen?)« und schickte uns nach dem Abstellen des Reise­ge­päcks zur Stärkung hinunter ins hauseigene Restaurant. Aber hallo! Der unverhoffte Service setzte nahtlos fort, worauf uns die blumige Dekoration an der Schwelle des altehrwürdigen Hauses (gebaut im 18. Jahrhundert, seit mehr als 75 Jahren im Fa­mi­li­en­be­sitz des heutigen, deutschstämmigen Betreibers) schon sehr ver­heißungsvoll ein­ge­stimmt hatte…

Blütendekoration am Eingang des Hotel Monopol

Weder als erstklassiger Dienstreisender noch als budgetzimmerbeziehender Privat­mann ist der zonebattler derlei Umsicht und Generosität gewöhnt, es macht halt offenbar doch einen Unterschied, wenn sich in inhabergeführten Etablissements die Besitzer und Betreiber höchstselbst um den Gast bemühen. Chapeau!

Der größte Aktivposten des Hotels aber – und deswegen breite ich mich auch so opu­lent darüber aus – ist die wunderbare Palmenhalle, ein überdachter Innnenhof, über dessen holzgefaßte Galerien auf drei Etagen die umliegenden Zimmer er­schlos­sen werden. So sieht es aus, wenn man sich unten in der Halle auf einer Sitz­gar­ni­tur niederläßt und den Blick gen Himmel richtet:

Die Palmenhalle des Hotel Monopol

Welch eine Pracht, was ein Raumerlebnis, was für eine »Aufenthaltsqualität«, um einen neumodischen Begriff aus dem Blubberbottich des Investorenvokabulars zu ge­brau­chen! Jede(r) meiner Fürther Leser(innen) wird nachvollziehen können, daß wir uns da sofort an den Festsaal des ehem. Parkhotels daheim erinnert fühlten, einen noch viel größeren baulichen Schatz, den nach langem Dornröschenschlaf leichthin dem Kommerz geopfert zu haben ich unserem *piep* Oberbürgermeister und sei­nem *pieeeeeeeeeep* Stadtbaurat bis an mein eigenes Ende nimmermehr verzeihen werde. Ja, hier im fernen Puerto de la Cruz wurde uns unversehens im klei­nen Maß­stab vor Augen geführt, was für ein architektonisches Kleinod wir da hatten, ver­kannt von den Politikern, ver­leumdet gegenüber der Öffentlichkeit, ver­raten von der Gier der Investoren. Aus, vorbei, auf immer dahin…

Bezaubert vom großzügigen Raumeindruck einerseits, betrübt durch den sich auf­drän­gen­den Vergleich mit fürtherischer Ignoranz andererseits, stellten wir die Koffer in unserer nunmehr freigegebenen Stube ab und schauten uns zunächt einmal die Dach­ter­ras­se an, von der aus man wunderbare Panoramablicke auf das nahe Meer und auf das eindrucksvolle vulkanische Gebirge im Hinterland werfen kann. Da der Autor freilich nur ungern ablichtet, was in jedem Ansichtskartenständer dutzendfach wohl­feil ist, muß sich die geschätzte Leserschaft einmal mehr mit einem nach assoziativ-ästhetischen Kriterien ausgewählten Realitäts-Ausschnitt begnügen:

Plastiksessel auf einer der Dachterrassen des Hotel Monopol

Mit der eigenen Kemenate konnten wir mehr als nur zufrieden sein: Solides Bett, geschmackvolles Mobiliar, ein frisch renoviertes Bad. Das Fehlen eines Balkons – das offenbar einzige »Manko« gegenüber den höherpreisigen Zimmern – wird von uns Frisch­luft-Fanatikern regelmäßig nicht als Nachteil empfunden, wir pflegen ja unseren Ur­laub primär in der Landschaft zu verbringen und nicht in der Herberge. Damit vor­erst genug des Lobes über unser traditionsreiches Hotel; ein paar weitere Be­mer­kens­wer­tig­keiten gedenke ich bei passender Gelegenheit in späteren Folgen meiner Be­richt­er­stat­tung einzustreuen…

Jetzt aber erstmal ein kleines Nickerchen gemacht (im Flieger war man nicht so recht zum Dösen gekommen wegen steten Herumhustens erkälteter Passagiere einerseits und ambulanter Verkaufsveranstaltungen des Bordpersonals andererseits) und dann das Hotel erstmals zur Erkundung der näheren Umgebung verlassen. In Ermangelung feinsandiger Strände gibt es in Puerto keinen überbordenden Badebetrieb zu be­ob­ach­ten, aber wer die Sonne sucht, die Seeluft schätzt und das Rauschen der Wellen liebt, der findet schon ein genußreiches Plätzchen zum Entspannen, beispielsweise auf ei­ner gediegenen Befestigungsmauer unweit des kleinen Hafens:

Sonnenanbeter in mediativer Pose

Unter »Hafen« darf man sich übrigens auf den Kanaren nicht das Gleiche vorstellen wie auf mediterranen Inseln: Hier liegen keine Hundertschaften kleiner Segelboote und Fischerkähne Seite an Seite, hier hat nicht jede(r) ein eigenes Schifflein an der Leine baumeln: Hier ist man im Atlantik und nicht im mare nostrum, der »richtige« Ozean ist kein Tummelplatz für Freizeit-Kapitäne. Der zonebattler durfte am ei­ge­nen Leibe erfahren, daß des Atlantiks Wellen einiges Überraschungspotential bieten und den arglosen Küstenwanderer sehr plötzlich und sozusagen aus dem Stegreif durchnässen können, und das mit einiger Verve: Zosch!

Unter diesen Umständen mag es verständlich erscheinen, daß manche Urlauber dem un­be­rech­en­bar­en Ozean den Rücken kehren und im lieber Schutze der aus schwarzem Tuffstein gebauten Trutzmauern im Trockenen sitzen und landeinwärts sinnieren:

Urlauberpaar am Hafenbecken von Puerto de la Cruz

Worüber die Herrschaften wohl nachgedacht haben mögen? Vielleicht über etwas Ab­wechs­lung in der Tagesgestaltung, die für Fußfaule oder altersbedingt nurmehr ein­ge­schränkt mobile Leute typischerweise aus Essen, Einkaufen, Bummeln, Zeitungs­lesen und Dösen besteht (in leicht varierenden Abfolgen und Szenenbildern). In der Tat vermag die pittoreske Altstadt von Puerto de la Cruz nur für ein paar Tage Neues zu bieten, dann dürfte man – sofern man planlos in den Tag hineinlebt – der Mischung aus Läden, Restaurants und ambulanten Gewerben überdrüssig werden. Wobei zur Eh­ren­ret­tung der Stadt doch betont werden muß, daß sie im Inneren noch authen­tisch und mehr von Einheimischen als von Touristen bevölkert ist. In den riesigen Hotel­burgen drumherum sieht das natürlich anders aus…

Aber die lassen wir zunächst einmal beiseite und schlendern stattdessen in der Alt­stadt herum. Schnell wird deutlich, daß die Spanier es bunt und farbenfroh mögen. Gerne wird die eigene Finca stark kontrastierend von der benachbarten Behausung abgesetzt:

bunte Häuserzeile in der Altstadt von Puerto de la Cruz

Mitunter fallen die flächig-plakativen Farbkontraste dermaßen schrill-schreiend aus, daß man die visuelle Plärrerei kaum auszuhalten vermag. Wer bis hierher geduldig mitgelesen und sich dabei längst gefragt hat, warum ich denn den Miniatur-Kontinent Teneriffa ausgerechnet als »Lärminsel« zu titulieren mir herausnehme, findet in dieser Beobachtung einen ersten Hinweis auf das namensgebend Kreischende, wel­ches sich beileibe nicht nur akustisch äußert, sondern eben auch optisch und ol­fak­to­risch und da nicht weniger nervtötend penetrant. Im weiteren Verlauf meiner auf sieben Teile angelegten Serie wird es dazu noch einiges zu sagen bzw. zu schreiben geben…

Bleiben wir noch etwas in Puerto de la Cruz, schauen wir uns ein wenig am Rande der Altstadt um, wo das wohlproportionierte Erscheinungsbild der erkennbar von städte­pla­ne­ri­scher Weitsicht vergangener Jahrhunderte geprägten Straßen, Gassen und Plät­ze auszufransen beginnt, wo renditeoptimierte Wolkenkratzer in die Höhe sprießen, die einen als Hotel konzipiert, die anderen als Konglomerat von Ei­gen­tums­woh­nun­gen resp. -Apartments wie beispielsweise dieser Klotz hier in der Nähe der (seit Jahren wegen Baufälligkeit geschlossenen und ruinös dahinbröckelnden) Busstation [2]:

gesichtlos-grusige Balkonfront eines überdimensionalen Apartment-Hochbunkers

Nee, sowas wollte sich der Verfasser dieser Zeilen nicht als »Wertanlage« an die Backe binden. Wozu auch für allenfalls drei Wochen im Jahr in eigenen vier Wänden hausen (bei ganzjährig laufenden Kosten), wo es doch so einladende Gast-Stätten wie das »Monopol« gibt?

Soviel für heute, soviel zu unseren ersten Eindrücken von der größten Insel des kanarischen Archipels. In der nächsten Folge gucken wir uns dann nochmals in der näheren Umgebung unseres mit Bedacht gewählten Urlaubs-Hauptquartieres um, bevor wir uns dann zu ersten Wanderungen ins Umland aufmachen…

 
[1] Der Endesunterfertigte legt Wert auf die Feststellung, daß er weder aktiv be­stochen worden ist noch seinerseits proaktiv um Vergünstigungen nachgesucht hat mit Hinweis auf die publizistische Heraushebung des spendablen Unternehmers. Wenn unsereiner Empfehlungen abgibt, dann ausschließlich aufgrund positiver Er­leb­nis­se als regulärer Reisender. Zudem wäre es die schiere Hybris, seinem eigenen, letzt­lich banalen Befindlichkeits-Blog irgendeine werbewirksame Relevanz zu­schrei­ben zu wollen!

[2] Das mit der omnipräsenten Ruinen-Romantik ist auch so eine eigenartige Sache: Immer wieder stößt man auf relativ junge Gebäude, Anlagen und Einrichtungen, die nach ihrer (teilweise mit EU-Geldern geförderten) Errichtung und Inbetriebnahme offenkundig nicht weiter instandgehalten und gepflegt werden: Aus kleinen Schäden werden dann schnell große, und irgendwann wird das marode Objekt dann auf­ge­ge­ben, günstigstenfalls abgerissen und durch etwas Neues ersetzt. Die öko­no­misch wie ökologisch hanebüchene Mentalität dahinter wird sich unsereinem nie erschließen…

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Die Lärminsel (2)

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Auch wenn Puerto de la Cruz eine »echte« Stadt mit »echten« Bewohnern ist – eine vom Tourismus geprägte Gemeinde ist sie natürlich dennoch. Das merkt man an den unzähligen Bars und Restaurants, das sieht man auch an den (Lebens-)Künstlern aller Art, die an der Uferpromenade ihre mehr oder weniger originellen Dienste und Dinge anbieten.

Wie neulich in Paris fielen dem rapportierenden Beobachter die Heerscharen flie­gen­der Maler und Zeichner auf, die nicht nur Politiker(innen) und dem glamourlosen zonebattler gemeinhin völlig unbekannte »Celebrities« auf pointiert überzeichnete Weise auf’s Blatt bringen, sondern auch die vorbeiflanierende Kundschaft. Letztere gegen Entgelt, wie sich von selbst versteht…

ambulanter Portrait-Maler an der Uferpromenade von Puerto de la Cruz

Der Berichterstatter, der um die Durchschnittlichkeit seiner Erscheinung weiß, macht um Offerten dieser Art regelmäßig einen weiten Bogen. Und was sollte er mit der fer­ti­gen Karikatur seiner selbst dann anfangen? Über sich lachen kann er schließ­lich auch ohne derlei Hilfsmittel!

Schlußendlich fertigt er selber Bilder an, freilich nicht mit Stift oder Pinsel, sondern mit seiner mittlerweile von vielen Urlaubsreisen patinierten Kompakt-Kamera. [1] Meist geht es ihm dabei bekanntermaßen nicht um getreuliche Dokumentation, son­dern eher um graphische Abstraktion:

o.T.

Zugegeben, man muß nicht unbedingt nach Teneriffa fahren, um minimalistische Fo­tos zu machen, aber hier wie fast überall gilt, daß die vom Menschen geformte Welt desto banaler und häßlicher ausschaut, je mehr man von ihr mit auf’s Bild bannt…

Aber da man eine Reise-Reprise ja schwerlich nur mit künstlerisch ambitionierten Detail-Heraus­lösungen bestreiten kann, soll der Blick jetzt erstmal wieder weiter schweifen. Hier freuen sich ein paar Jungs auf strandnaher Sitzgelegenheit ihres Lebens und betrachten dabei die sich ausbreitende Bebauung westlich von Puerto:

Drei Jünglinge

Die gut gebräunten Kerls waren vermutlich Einheimische, jedenfalls keine Briten: Die von der großen Insel sind gemeinhin zweifelsfrei zu bestimmen, da sie typi­scher­weise käseweiß auf die spanischen Eilande kommen und spätestens am dritten Tag ihres Aufenthaltes krebsrot gesonnenbrandet umherlaufen…

Freudige Zerstreuung sucht der Mensch indes nicht nur zu Lande und am (bzw. im) Wasser, sogar der Luftraum ist längst von adrenalinsüchtigen Reisenden auf der Suche nach dem besonderen Kick bevölkert: Oben bei der Hochstraße zum Teide sprin­gen bei schönem Wetter Gleitschirmflieger im Doppelpack ab, wir hatten Ge­le­gen­heit, sowohl einige Starts in ca. 1000 m Höhe als auch mehrere Landungen unten auf Meeres-Niveau zu beobachten:

Gleitschirm-Tandemspringer beim Landeanflug

Der lautlose Segelflug kann bis zur einer halben Stunde dauern, wir haben nach müh­sa­mer Hochkrabbelung auf den Bergrücken den schönen Schirmen bei ihrer lautlosen Reise nach drunten lange nachgeschaut. Merkwürdigerweise haben wir aber nirgends einschlägige Offerten gesehen, obwohl man sonst allerorten auf ausgelegte Flyer von Wander-Veranstaltern und anderen Freizeit-Verbringungs-Helfern stößt. Offenbar ist die Hanggleiterei unter dem Seidendach doch (noch) etwas eher Elitäres…

Springen wir wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Während man im Süden der Insel tatsächlich frachterweise Sahara-Sand über den Strand gekippt hat, um den bewegungsscheuen Faulenzer-Touristen Südsee-Feeling zu bescheren, sind die Strand­ab­schnit­te im Norden Teneriffas noch so, wie sie seit jeher waren und recht ei­gent­lich auch sein müssen, nämlich schwarz. Klar, daß sich der dunkle vulkanische Aus­wurf im prallen Sonnenlicht weit stärker aufheizt als helles Schüttgut aus Afrika, aber wenn man nicht unbedingt barfuß unterwegs sein muß, hält man das gut aus, wie die­ser musikkonservenbeaufschlagte Strandläufer hier souverän demonstriert:

musikalischer Strandläufer

Wohin der Herr mit zeitgeistgemäßer Ideal-Figur so beschwingt eilte, ist nicht über­lie­fert. Wir folgten ihm ein Stück Weges, denn wir wollten an diesem unseren zwei­ten Urlaubstag an der Küste entlang nach Westen wandern bis zum Mirador de San Pedro.

Nur ein paar Minuten nach der Begegnung mit jenem hurtig ausschreitenden Mann am schwarzen Strande kam mir dieser Hotelklotz vor die Linse, der uns bei späteren Ausflügen ins Gebirge als im Wortsinne hervorstechende Landmarke die Iden­ti­fi­zie­rung der auf die Entfernung doch recht ähnlichen aussehenden Ansiedlungen er­leich­ter­te:

Hotel Maritim bei Punta Brava

Zweifelsfrei kriegt man in so einer himmelstürmenden Origami-Faltschachtel aus Be­ton wie diesem »Maritim« mehr Leute unter als in so einem antiquiertem Hotel wie dem »Metropol«, aber für uns persönlich wäre sowas keine ernstzunehmende Be­her­ber­gungs-Alternative. Gerne hätten wir im Rahmen einer ambulanten soziologischen Studie he­raus­gefunden, was für Leute wohl in solchen Bewahranstalten absteigen, allein, wir haben keine gesehen. Offenbar werden die Insassen nur zu bestimmten Zeiten ebenso busladungsweise herangekarrt wie abgefahren, wir sahen im weiten Umkreis um den Klotz jedenfalls kaum eine lebene Seele…

Weiter im Text, weiter auf unserem Weg gen Westen. Was zu gefallen weiß, sind ein­zel­ne Häuser in der nach unserem Maßstäben einigermaßen »zersiedelt« zu nen­nen­den Landschaft, in der offenbar jeder seine Finca dahin stellen kann, wo es ihm gerade paßt. Manchmal geht das sogar mit ästhetischem Feingefühl vonstatten, und das Ergebnis sind großartige Kontraste von blauem Meer (und Himmel), roten Dächern und schneeweißen Wänden:

mein Himmel, mein Haus, meine Mauer...

Man beachte die Oberkanten der hübsch verzierten Ziersteinmauer: Ja, das sind ein­ze­men­tier­te Glassplitter, die weniger der Dekoration als vielmehr der Abwehr un­er­wünsch­ter Übersteiger dienen sollen (und das fraglos auch erfolgreich tun). Nicht einmal Teneriffa scheint ein Paradies der Ehrlichen und Neidlosen zu sein…

Wandern wir noch ein Stück weiter, so erspähen wir bald eine pittoreske Ruine, deren Abbild in keinem Reiseführer fehlt und die wirklich ganz außerordentlich anziehend wirkt, trotz (oder wegen) ihres ziemlich beklagenswerten Zustandes:

Casa Hamilton bei Los Realejos

Bei der »Casa Hamilton« handelt es sich nicht um ein altes Kloster, wie uns manche Hobby-Knipser auf Google Earth weismachen wollen, sondern um eine ehemalige Quellwasser-Pumpstation, mit deren Hilfe die umliegenden Felder und Plantagen bewässert wurden. Die immer noch würdevolle Ruine ist an sich nicht zugänglich, übt aber natürlich auch deshalb einen großen Reiz auf kamerabewehrte urban explorer aus. Hier zeigt ein solcher eindrucksvolle Fotos des gründerzeitlichen Industrie-Re­lik­tes; leider hat der Kollege es sich allerdings nicht verkneifen können, bei der Be­ar­bei­tung seiner HDR-Bilder die Stellschrauben sämtlicher Parameter viel zu weit auf­zu­dre­hen. Die resultierende Künstlichkeit am Rande des Erträglichen hätte nicht sein müssen, die gewählten Ausschnitte und Perspektiven lohnen aber dennoch die nähere Begutachtung.

Und damit genug für heute, wir legen jetzt eine (etwas ausgedehnte) Picknick-Pause ein und wandern in einer Woche frisch gestärkt weiter

 
[1] Leider altern moderne Digital-Dinger aus sprühlackiertem Plastik typischerweise nicht annähernd so würdevoll und auratisch wie alte Apparate aus der Analog-Ära. Da waren bzw. sind meine zehn alten Minoltas doch von ganz anderem Schrot und Korn. Immerhin muß man sich heutzutage mit Leichtbau-Knipsen weniger abschleppen, und das hat ja auch sein Gutes…

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Die Lärminsel (4)

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Nachdem wir von Freunden schon im Vorfeld unserer Reise über das gut funk­tio­nie­ren­de Busnetz auf Teneriffa informiert worden waren, hatten wir uns vor­ge­nom­men, den überwiegenden Teil des Urlaubs ohne eigenen Mietwagen zu verbringen und uns von öffentlichen Verkehrsmitteln herumkutschieren zu lassen. Das klappte auch ganz gut, und unsere erste Fahrt im dröhnenden und vibrierenden Diesel-Bus brachte uns zum Nordostzipfel der Insel, in deren Hauptstadt Santa Cruz de Tenerife.

Unweit des dortigen Busbahnhofes gibt es ein spektakuläres Stück moderner Ar­chi­tek­tur zu besichtigen, die Konzerthalle Auditorio de Tenerife:

Das Auditorio de Tenerife

Das verwegen gestaltete Gebäude ist gerade mal ein Dutzend Jahre in Betrieb, da zeigen sich schon die ersten Schäden in der Außenhülle: Feine Mosaiksteinchen fallen ab, Wasser sucht sich seinen Weg, Stahlarmierungen beginnen zu rosten. Wie schein­bar überall in spanischen Gefilden scheinen Instandhaltung und präventive Pflege unbekannte Fremdwörter zu sein, man klotzt was hin und ranzt es runter, schließlich reißt man es ab und baut was Neues hin (oder auch nicht). Alles nicht sehr nachhaltig und ressourcenschonend, aber konsequent nach dem (vormals ostzonalen) Motto: »Wir bauen auf und reißen nieder, so haben wir Arbeit, immer wieder«. Andere machen’s freilich auch nicht besser, den gleichen Spruch habe ich ja schon über Malta vom Stapel gelassen… Innen im Foyer des verwegen geschwungenen Musen­tem­pels ist es unglaublich laut, das Geplapper und Geklacker der Besucher potenziert sich in dem Schall­trich­ter aus Beton zu einer lärmenden Symphonie. Aber wenigstens konn­te ich dort drinnen diverse nette Damenbeine einfangen… [1]

Laut und quirlig ging es auch in der belebten Innenstadt von Santa Cruz zu, wiewohl es ein »ruhiger« Sonntag war und die meisten Geschäfte geschlossen hatten. Aber die Spanier feiern ja recht gerne und Anlässe dazu finden sich rund ums Jahr und immer wieder. Uns steht ja auch hin und wieder der Sinn nach Geselligkeit, aber im Urlaub suchen wir doch eher das Ruhige und Erhabene. [2] Darum sind wir tags drauf ins nahe­ge­le­ge­ne Orotava-Tal getuckert und haben dort eine Höhenwanderung unter­nom­men, die uns tatsächlich in ganz unerwartete Höhen führte:

Blick auf den Teide

Wir verpaßten aufgrund ungenügender Wegbeschreibung im Reiseführer den vor­ge­se­he­nen (aber wegen frischen Erdrutsches gesperrten Abzweig) und stiegen höher und höher, ohne zu bemerken, daß wir schon längst über den angepeilten »Höhenweg« auf­ge­stie­gen waren. Tatsächlich »machten« wir knapp 1000 Meter in der Vertikalen und kamen letztlich bei der Straße durch den Teide-Nationalpark heraus, wodurch wir unseres schweißtreibenden Irrtums endlich gewahr wurden. Immerhin konnten wir beim Abstieg drei weiteren deutschen Paaren, die mit dem gleichen Wanderführer ei­nes renommierten Erlanger Verlages bewaffnet waren, ein ähnliches Schicksal er­spa­ren…

Immerhin war die Anstrengung nicht vergebens, wir wurden mit Sonnenschein und wunderbarer Fernsicht belohnt. An den Folgetagen waren Wälder und Wipfel wolken- und nebelverhangen, und auch der Teide war nicht auszumachen. Schon am nächsten Morgen – wir waren bei warmer Witterung kurzbehost und -beärmelt mit dem Bus nach La Laguna aufgebrochen – tappten wir stundenlang leicht bibbernd durch die hi­sto­ri­sche (und regennasse) Innenstadt und beneideten jene, die mit passenderer Klei­dung und Ausrüstung unterwegs waren:

Drei gut beschirmte Damen in La Laguna

Na ja, wir hangelten uns im Nieselregen von Dach zu Dach, Unterstand zu Unterstand, Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit und beschlossen den Halbtag mit Kaffee, Kuchen und Knservierungsstoffen. Kann man mal machen. So richtig grandios fanden wir es dort nicht, aber das war vielleicht der Erwartungshaltung einerseits und dem unverhofft naßkühlen Wetter andererseits geschuldet…

Tags drauf kam die unverhoffte, große Zäsur: Während der zonebattler die Reise zwar angekränkelt, aber immerhin schon auf dem Wege der Besserung angetreten hatte, war seine bessere Hälfte gesund in den Flieger gestiegen, hatte sich aber von bazillen-befallenen Mitreisenden die Krätze eingefangen und mußte des Abends mit im bedrohlichem Tempo ansteigenden Fieber zu einem »Centro Medico« verbracht werden. Ist auch eine interessante Urlaubserfahrung, wenn eine resolute Doctora, die des Deutschen nicht mächtig ist, nur ihre dolmetschende Sprechstundenhilfe an­schaut und nicht die vor ihr stehende Patientin. Immerhin waren die Wartezeiten kurz und die Antibiotika billig zu haben. Muß sich trotzdem nicht so bald wie­der­ho­len…

Vier Tage Bettruhe für die Gefährtin bedeuteten vier Tage freien Herumlungerns für den Berichterstatter, der sich nur zu gerne nun selbst etwas schonte und mit der Kamera bewaffnet in der näheren Umgebung des Hotels herumstrich.

Fassadenkunst in Puerto de la Cruz

Die Innenstadt von Puerto de la Cruz ist zwar in wenigen Gehminuten durchmessen, aber man findet doch recht interessante und auch abwechslungsreiche Ecken und Ansichten, die aufznehmen sich lohnt. Leider war ich aber doch recht träge und nicht so recht motiviert, mich auf fotografische Pirsch zu begeben. Darum habe ich nur den einen oder anderen Schnappschuß gemacht und mich nicht weiter angestrengt.

Manche Motive indes sind so augenfällig, daß man sie auch reflexhaft und ohne große Mühen einfangen kann. Wie z.B. dieses Exempel von genrehafter Street Photography:

Straßenszene am Vormittag

Zugegeben, der alte Herr mit Rollator war recht langsam unterwegs, da konnte ich mir mit dem Komponieren des Bildes Zeit lassen. Überhaupt schien die gemächliche Unaufgeregtheit unseres Urlaubsortes auf mich abzufärben, und ich weiß bis heute nicht, ob es wirklich an der Atmosphäre lag oder an meinem nur langsam ab­flau­en­den grippalen Infekt, an dem ich ja schon seit längerem laborierte.

Egal, warum auch immer ich etwas langsamer reagierte als sonst, solange die Motive vor mir sich noch weniger bewegen und mir nicht davonlaufen, kriege ich sich immer noch problemlos eingefangen, wie zum Exempel diesen Angler, der auf der Kaimauer sitzend sein Glück versuchte:

Mann mit Hut, sitzend und angelnd

Die Passion des Angelns gehört zugegebenermaßen zu jenen finsteren Lei­den­schaf­ten, deren Reiz und Mirakel sich mir zeitlebens nicht erschließen werden, und das hat nicht nur damit zu tun, daß unsereiner kein großer Fischesser ist. Na ja, jedem das Seine, und solange der schweigsame Rutenschwinger seinem Hobby nachgeht, ist er wenigstens weg von der Straße und kommt nicht auf noch dümmere Gedanken…

Jetzt aber hurtig etliche Stunden vorgespult und die weitgehend ereignisfreien Re­kon­va­les­zenz-Tage der besseren Hälfte übersprungen. Nach leidlicher Genesung (meiner einer war dann selbst aller importierten Schnupfen-Reste ledig) fingen wir wieder an mit der Erforschung unserer Umwelt. Ein Bus brachte uns in küstennah mä­an­drie­ren­der Fahrt ins westlich gelegene Garachico.

eingerahmter Meeresblick in Garachico

Ein befreundetes Galeristen-Ehepaar hatte dort wenige Wochen zuvor den eigenen Urlaub verbracht und war des Lobes voll über diesen beschaulichen Ort. Wir selbst glauben, seine (durchaus vorhandenen) Reize in den paar Stunden unseres Aufent­hal­tes weitgehend vollständig wahrgenommen und gewürdigt zu haben. Ja, es ist nett dort, aber nein, wenn man nicht gerade Kunstmaler ist oder in Ruhe seinen neuen Roman fertigstellen möchte, ist man dort nicht unbedingt am rechten Platze.

Sehr lebhaft vom Tag in Garachico in Erinnerung geblieben ist mir aber erstens die Begegnung mit einem jungen Hundchen (welches sich nur zu gerne kraulen und necken ließ und davon schier außer sich geriet vor purer Lebensfreude), sowie die mit einer Strelitzie, welche sich naturgemäß weniger spielfreudig und be­gei­ste­rungs­fähig zeigte, sich dafür aber in wunderbar leuchtenden Farben präsentierte:

prächtige Strelitzie

Tatsächlich sind dem zonebattler auf Teneriffa dermaßen viele dieser Pa­ra­dies­vo­gel­blu­men unter die Augen gekommen, daß er einen vage erwogenen Urlaub auf der »Blu­men­in­sel« Madeira nunmehr zu verwerfen bereit ist und damit auch um etliche nur äußerst schweißtreibend zu bewältigende Höhenmeter elegant herumkäme…

Soviel für heute. In einer Woche geht es weiter.

 
[1] Gegen Ende des Urlaubs sind ganz in der Nähe zwei Grazien vor der Nase meines Mietwagens über die Kreuzung gestakst, beide mit knallengen Jeans und leuchtend roten Pumps von schwindelerregender Absatzhöhe angetan. Das wäre ein Foto ge­we­sen! Aber was will man machen, wenn die Ampel kurz vor dem Umspringen ist, beide Hände am Lenkrad liegen und die Kamera irgendwo auf dem Rücksitz liegt? Die fahr­läs­si­ge Unvorbereitetseiung verfluchen!

[2] Wir halten es da eher mit Johann Nestroy (oder war es doch Karl Valentin?), der die Menschen liebte, aber die Leute nicht mochte und daher mied…

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Die Lärminsel (7)

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Nach eines langen Wandertages Anstrengung machen sich der zonebattler und seine bessere Hälfte gerne lang, räkeln sich auf ihrem Hotelbett und gucken durch das Tatsch-Fenster ihrer Brettchen-Computer in die weite Welt, gerne auch in Richtung Heimat, um die dortigen Affairen und Begebnisse mitzukriegen, so unwichtig und pro­vin­ziell die einem aus der Distanz mitunter auch erscheinen mögen. Vor­aus­set­zung dafür ist das Vorhandensein eines (idealerweise kostenlosen) WLANs, doch just in dieser Hinsicht hat die Betreiberfamilie des »Monopol« die Zeichen der Zeit noch nicht erkannt: Wi-Fi gibt es nur gegen Aufpreis, für lau kommt man dort pro Tag nur für 30 schnell verronnene Minuten ins Netz. [1]

Nun meinen ja viele, daß im Urlaub betriebenes Internet-Surfen, Mailen und sonstige virtuelle Aktivitäten schädlich und dem angestrebten Erholungserfolg unbedingte ab­träg­lich wären. Ich kann diese unreflektierte Meinung in keiner Weise teilen: Erstens empfände ich es als erheblich stressiger, nach der Heimkehr aus der Sommer- resp. Frühlingsfrische 150 ungelesene private Mails im Postfach zu finden (zusätzlich zu den 300 dienstlichen am ersten Arbeitstag nach dem Urlaub), zweitens sehe ich im elek­trisch gehaltenen Kontakt zu den Freunden und Bekannten daheim ein Stück Le­bens­qua­li­tät, drittens meine ich, daß die digitalen Windows zur Welt per se wert­neu­tra­le Werkzeuge sind. Oder, um es plakativ auszudrücken: Das Internet macht die Schlauen schlauer und die Dummen dümmer! Wie übrigens auch der Fernseher, den wir im Urlaub gemeinhin gar nicht [2] und daheim nur sehr selten anschalten.

Na jedenfalls wäre es für unsereins keine Option, die digitale Technik daheim zu las­sen und in der Ferne den halben Tag ins analoge Meer zu starren in der Hoffnung, daß einer anbeißt:

Fischerin bei Garachico

Womit ich nix gegen die abgebildete Anglerin gesagt haben möchte, vielleicht wohnt dem (in letzter Konsequenz grausamen) Tun ja eine meditative Komponente inne, zu die meiner einer keinen Zugang findet. Egal: Die einen fischen halt in den Tiefen des virtuellen Ozeans nach Erkenntnissen, die anderen hängen ihren Haken ins richtige Meer in der Hoffnung auf ein Abendessen. Suum cuique.

Unsere von abendlicher Passivität geprägten Aktivurlaube haben unter dem Strich re­gel­mä­ßig eine Verbesserung der eigenen Fitness zur Folge, die ich durch kon­se­quen­te Aufzugs- und Rolltreppenverweigerung noch eine Weile ins Alltagsleben hi­nü­ber­zu­ret­ten vermag. Was ich freilich nimmermehr ereichen werde und nur neidisch be­staun­en kann, ist die Gelenkigkeit mancher rund ums Jahr dienstbefreiten Vier­beiner:

reinliche Katze

Wobei das Leben auf den Inseln des ewigen Frühlings selbst für Katzen weder Zucker­hof noch Ponyschlecken ist: Die hier bei der Körperpflege abgelichtete Mieze war von einigen Verwundungen und Bißspuren gezeichnet und wohl eher zu bedauern als zu be­nei­den.

Bedauerlich ist auch der Spanier unbekümmerter Umgang mit den irdischen Res­sour­cen, wie ich schon mehrmals angemerkt habe. Ein weiteres Exempel baulicher Fehl­pla­nung ist der von uns am letzten Wandertag verrammelt und verlassen vor­ge­fun­de­ne Mirador El Mazapé:

im Mirador El Mazapé

Das oberhalb des Barranco de Ruiz auf ein Bergplateau gestellte, aufwendig aus­ge­stat­tete Restaurant mit Aussicht ist seines technischen Innenlebens weitgehend be­raubt, die noch vorhandenen Einbauten und das Mobiliar eingestaubt, die Luft im Inneren muffig und abgestanden. Einer bebilderten Tafel mit der Historie des Eta­blis­se­ments konnte man entnehmen, daß der fraglos teure Bau nur wenige Jahre in Be­nutzung gewesen war (und dabei meiner Meinung nach nie und nimmer seine Bau­kosten eingespielt hat). Inzwischen ist die Zufahrt verschlossen, der große Parkplatz ver­waist, die Ve­ge­ta­tion rundum ins Kraut schießend, eine Wiederaufnahme des Be­trie­bes mehr als nur fraglich erscheinend.

Was unsereinen nicht im Geringsten verwundert: Der spektakulär gelegene Aus­sichts­punkt ist von motorisisierten Besuchern nicht so leicht zu erreichen, Busse müßten sich mühsam über landwirtschaftliche Straßen kleineren Kalibers hochquälen, Wan­de­rer sich Aussicht und Einkehr entweder durch das Erklimmen des steilen Barrancos oder durch einen langen Aufstieg von San Juan de la Rambla her verdienen. Kurzum: Ein Lokal an dieser Stelle – unzureichend erschlossen und abseits leidlich freq­uen­tier­ter Verkehrsadern – kann gar nicht funktionieren, schon seine Errichtung muß mehr von Wunschdenken als von nüchterner Kalkulation geprägt gewesen sein. Aber wer weiß, wer im Hintergrund dennoch ordentlich an dem zum Scheitern verurteilten Pro­jekt verdient hat…

Meine bis hierher durchgehalten habenden Leserinnen und Leser freilich haben was Besseres verdient als des zonebattler’s trübsinnige Gedanken, daher seien sie nun mit üppigem Wachstum am Wegesrand beglückt. Die Flora der Kanaren bringt immer wieder Erstaunliches hervor und davon reichlich:

Riesenhauswurz galore!

Ähnliches sieht man zugegebenermaßen hin und wieder auch auf fränkischen Gar­ten­mäuerchen, aber die insularen Riesenhauswurze sprengen in Anzahl und Größe unser zentraleuropäisch geprägtes Vorstellungsvermögen. Schade, daß ein klamm­heim­li­ches Mit- und Einschleppen ins fränkische Fürth keine Aussichten auf dauerhaft neues Wur­zel­schla­gen im klimatisch wechselhafteren Exil eröffnen kann…

Immer wieder nett anzuschauen – da nostalgisch an Italo-Western der 1960er Jahre erinnernd – sind kleine Kirchen mit vergleichsweise winzigen Glocken in rudimentären Türmchen, die eher schüchtern »Bim Bim« machen als mit mächtigem »Dong Dong« einen dreikilometrigen Radius zu beschallen:

Kirchlein mit Glöcklein

Wir hörten zu unserem Erstaunen von diversen Gästen des Hotels »Monopol«, die sich über das Läuten der Glocken der unmittelbar benachbarten Kirche Nuestra Señora de la Peña de Francia beschwert hatten, ein Gotteshaus, welches erst ab sieben Uhr morgens die Zeit akustisch zu verkünden beginnt und das durchaus dezent. Derlei ungläubige und/oder depperte Beschwerdeführer sollten mal nach Fürth kommen, in meinem Bettchen schlafen und des Morgens die Glocken von St. Paul dröhnen hören. Das hat Schmackes, aber hallo! Dagegen ist das Bimmelbammel in Puerto de la Cruz ein nachgerade lächerliches Läutewerk!

Wobei die Spanier es sehr wohl auch krachen lassen können, daß einem Hören und Sehen vergeht. Gegen Ende unserer Reise hatten wir beispielsweise in San Juan de la Rambla noch eine eingermaßen bizarre Begegnung mit einem mutmaßlich kom­mu­ni­sti­schen kommunalen Verkündigungs-Mobil, welches – sozusagen als akustisches Amts­blatt – die Gassen auf und nieder fuhr und aus zwei riesigen Hornlautsprechern merk­würdige Reden und eigenartige Musik absonderte. Alles nicht im Min­de­sten high-fidel, sondern blechern scheppernd und von einer Lautstärke, die zum Erwecken von Toten geeignet erschien (was ja vielleicht auch die Absicht war). Wer betagt genug ist, um sich an die alten Don-Camillo-Filme zu erinnern, wird sich wie ich an die Propaganda-Lautsprecherwagen der Roten erinnert fühlen. Leider kam hier auf Te­ne­rif­fa kein erboster Gottesmann herbeigelaufen, umd dem gottlosen Geplärre Ein­halt zu gebieten. Falscher Film, sozusagen…

Megaphon-Mobil in San Juan de la Rambla

Glocken hier, übersteuerte Flüstertüten da: Die »Lärminsel« bietet in akustischer Hinsicht das volle Programm! Vor den Restaurants und den Hotels (natürlich auch dem vor unserem) stehen ab dem Nachmittag bis in den späten Abend allerlei Musikanten diverser Güteklassen und beschallen die Gemeinde mit wehmütigen Weisen, die Pas­san­ten und sitzende Gäste zum generösen Zücken der Geldbörse animieren sollen. Der permanent ausgelegte Musikteppich ist nicht wirklich nervig (wenn man sich nicht gerade in der Mitte zwischen zwei semifolkloristischen Schmacht­fetzen-Barden auf­hält und beide gleichzeitig erdulden muß), aber hin und wieder wäre eine no­ten­lo­se Generalpause auch nicht verkehrt. Immerhin: Noch deutlich vor Mitternacht kehrt gemeinhin Ruhe ein in Puerto de la Cruz.

An einem unserer letzten Abende als temporäre Insulaner ging es sogar im Inneren unseres Hotels so laut zu, daß wir neugierig vor die Zimmertür traten, um nach­zu­se­hen, was da wohl abgeht. Und was wir sahen und hörten, war mitreißend und alle Aufmerksamkeit wert: Vier feuerige Spanierinnen präsentierten unten in der zen­tra­len Palmenhalle ein Potpourri aus traditionell angehauchter, wiewohl modern ar­ran­gier­ter Musik und klapperten dabei anmutig mit den Absätzen unten und ihren Kasta­gnet­ten oben. Hui, war das ein Stampfen, ein Wirbeln, ein Fließen und eine Orgie von Farben, die von unserer Galerie aus näherungsweise einzufangen der zappelige zonebattler alle Mühe hatte:

bunt gewandete Tänzerinnen

So ein hausinternes Unterhaltungsprogramm hatten wir auf früheren Reisen auch noch nicht geboten bekommen. Chapeau! Einmal mehr waren wir sehr positiv angetan von unserer Bleibe: Was dort auch dem budgetbewußten Sparfuchs geboten wird, ist schon sehr bemerkenswert. Auch die Fernsicht von der Dachterrasse in den letzten Son­nen­un­ter­gang vor dem Heimflug kann selbst im teuersten Luxus-Ressort kaum schö­ner sein:

Sonnenuntergang am letzzten Abend auf Teneriffa

Würden wir also wieder hinfahren, am Ende sogar mehr als ein Dutzend mal wie unserer Buffet-Bekannter aus Wales? Ich denke nicht. Eher reisen wir ihm hinterher nach Wales, wo wir ja überhaupt noch nicht und niemals weilten. Denn so einladend unser Hotel diesmal auch war (und ist), so sehr reizt uns natürlich auch das Neue und das Andere. Es wäre vermessen zu behaupten, in zwei Wochen (minus vier Krank­heits­ta­gen) Teneriffa auch nur annähernd erforscht zu haben. Gleichwohl hat man dann das Wesentliche gesehen und ein Gefühl für den Charakter des Eilands be­kom­men.

Vielleicht fahren wir nächstes Jahr der Abwechslung halber an ein Binnengewässer? Eine Freundin hat unlängst eine Woche am Gardasee verbracht und den als »um­ge­kehr­te Insel« bezeichnet, also mit dem Wasser innen und der Küste außen herum. Das wäre doch auch mal was, zumal mir dafür schon ein griffiger Reportage-Titel ein­ge­fal­len ist: »Die Wendeinsel«. Na dann, schauen wir mal, ob und was aus aus dieser Idee noch wird…

 
[1] Das an sich wäre ja noch einigermaßen zu handhaben, aber dummerweise ist der nächs­te freie Login erst exakt 24 Stunden nach dem Aufbrauchen der Freiminuten des Vortags möglich, womit sich das nächste freie »Startfenster« Tag für Tag um min­de­stens eine halbe Stunde nach hinten verschiebt. Mit meinen eigenen drei Ge­rät­schaf­ten (Uralt-iPad, Kindle-Veteran und Smartphone) konnte ich mir zwar 3x 30 Minuten Netzzeit hinter­ein­anderweg erschnorren, mußte mir aber sehr bald Auf­schrei­bun­gen machen und mir die jeweiligen Online-Zeiten notieren, weil ich die tags drauf ga­ran­tiert schon wieder vergessen gehabt hätte…

[2] Diesmal gab es die Ausnahme von der Regel, denn für die streckenweise bett­lägerige bessere Hälfte galt es, durch multimediale Beblubberung die langweilige Rekonvaleszenzzeit etwas zu verkürzen. Verständlich (was die Sprache angeht) war für uns nur der (recht verrauschte) Empfang der ARD, unverständlich dagegen, für welchen Krampf man seine öffentlich-rechtliche Zwangsabgabe zu bezahlen hat. Würde man für intelligent gemachte Bildungsprogramme sogar gerne tun, aber nicht für den Bodensatz der sich am Privatsender-Niveau orientierenden Serien und Shows. So haben wir in der Fremde unsere Ansicht bestätigt gefunden, daß sich auch daheim das Einschalten der Glotze nur selten lohnt.

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La Biennale (2)

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Impressionen aus Venedig und der Kunst-Biennale 2015
 
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Bonjour tristesse (58)

Sommerliches Stockholm

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